Glückliches Ende eines mühsamen Weges

Dem Informatiker Rami Krenbeh gelang nach seiner Flucht aus Syrien vor allem dank offener Mitmenschen der Wiedereinstieg ins Berufsleben

Die Geschichte von Rami Krenbeh ist, am Ende, ein bisschen wie ein Märchen: Der syrische Flüchtling, der im November 2014 in der Bühlertäler Sammelunterkunft im ehemaligen Hotel „Badischer Löwe“ ankam, arbeitet heute erfolgreich als Elektroniker und Facharbeiter bei der Merkur Elektronik GmbH in Baden-Baden. Auch seine Frau und die vier Kinder des Paars konnten vor einigen Monaten nach Deutschland ziehen, eine Wohnung im Untertal ermöglicht der Familie inzwischen ein vergleichsweise „normales Leben“.

Diese Erfolgsgeschichte gelang indes nicht etwa dank, sondern eher trotz der Behörden. Viele Flüchtlinge erleben, wie zunächst auch Krenbeh, dass ihnen beim Versuch eines Wiedereinstiegs ins Berufsleben viele Hürden in den Weg gelegt werden. In diesem Fall machte das Engagement verschiedener Personen, die Krenbeh helfen wollten, seine „Karriere“ überhaupt möglich. Doch zurück zum Herbst 2014, als es den jungen Vater mit zunächst nur einem kleinen Sohn nach Bühlertal verschlug. Von Beginn an äußerte er (wie die Mehrheit männlicher Flüchtlinge) den Wunsch, möglichst schnell wieder zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt kam dank einer ehrenamtlichen Helferin der Kontakt zur Preis Ingenieurbüro GmbH in unmittelbarer Nähe der Unterkunft zustande: Karl und Maria Preis sowie die Mitarbeiter nahmen die Idee eines Praktikums nach einem ersten gemeinsamen Gespräch mit Krenbeh sehr wohlwollend auf, zumal bereits einige Angestellte mit Migrationshintergrund im Büro beschäftigt sind und diese auch bereit waren, den syrischen Flüchtling „mitzutragen“. Die zu diesem Zeitpunkt noch recht großen Schwierigkeiten bei der Kommunikation erschienen dem Ehepaar Preis zwar als Einschränkung, nicht aber als unüberwindbares Hindernis. Denn: Sadiq Arbaoui aus Marokko, ein Mitarbeiter des Büros und der Auszubildende Ege Beyazoglu mit türkischem Hintergrund, , konnten dem Syrer sprachlich mit arabisch und türkisch zur Seite stehen und wesentliche Informationen übersetzen.

Der gute Wille allein reichte jedoch, wie sich zeigte, nicht aus – Krenbeh selbst wie auch das Ehepaar Preis sollten Geduld und viel Beharrlichkeit benötigen, bis sich von behördlicher Seite etwas bewegte. So wurde dem damals noch nicht anerkannten Flüchtling ein Praktikum nicht bewilligt; über eine offizielle Arbeitserlaubnis, um bei Preis als „geringfügig Beschäftigter“ tätig zu werden, verfügte er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Aber immerhin, nach einigen Monaten und im Zuge von Krenbehs Anerkennung erreichte man, dass er „hospitieren“ durfte, sprich: Bei der Arbeit im Büro zuschauen, ohne selbst aktiv zu werden. Sechs Wochen danach konnte er als geringfügig Beschäftigter von der Preis Ingenieurbüro GmbH eingestellt werden und aktiv am Berufsleben im Büro teilnehmen. Dabei, sagt Karl Preis heute, habe Rami besonders großes Verständnis für die Reparatur von Computern und anderen Geräten bewiesen: In der Tat war der Syrer auch in seiner Heimat in einer Informatikfirma tätig gewesen. So entstand die Idee, einen Arbeitsplatz für Krenbeh zu suchen, wo er seine Kenntnisse ideal anbringen konnte. Preis kontaktierte Ralf Wörner, Geschäftsführer von Merkur Elektronik in Baden-Baden. Und auch hier spielte eine gewisse Schicksalsfügung hinein: Wörner konnte den erfahrenen Informatiker gerade sehr gut gebrauchen. Krenbeh erhielt bald einen festen Arbeitsvertrag. Wörner: „Wir haben Rami Krenbeh in der Service- und AOI-Abteilung beschäftigt. Er repariert Baugruppen, die elektrisch ausgefallen sind. Da das Tätigkeitsgebiet groß ist, muss er momentan sehr viel lernen, nimmt dies aber auch gern von den Mitarbeitern an. Diese loben seine Hilfsbereitschaft.“ Die Arbeitsqualität sei sehr gut, so Wörner, wobei die Geschwindigkeit noch „Luft nach oben“ habe. „Insgesamt sind wir froh, einen ‚Flüchtling‘ bei uns zu haben und ihm helfen zu können, sich in der neuen Welt einzuleben.“ Die Zeiten der finanziellen Abhängigkeit von Landratsämtern oder Jobcentern sind für Rami Krenbeh, rund zwei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, endlich Vergangenheit.

Bild: Rami Krenbeh, vor zwei Jahren aus seiner Heimat Syrien geflohen, an seinem Arbeitsplatz in der Firma Merkur Elektronik in Baden-Baden.